Steigende Energiekosten sind in der gewerblichen Textilpflege ein treibender Faktor für Innovationen. Sie bringen neue Lösungen hervor, mit denen Verbräuche gesenkt, die Emissionen reduziert und oft auch die Lebensdauer der Textilien verlängert werden. Auf der Texcare International, vom 6. bis 9. November in Frankfurt am Main, präsentieren zahlreiche Hersteller ein breites Spektrum an Lösungen, die Textilreinigungen und Wäschereien zu mehr Ressourceneffizienz verhelfen können.
Die gewerbliche Wäscherei ist eine energieintensive Branche. Ungefähr 15 Prozent der Gesamtkosten müssen derzeit für Energie aufgewendet werden – deren überwiegender Anteil geht auf das Konto der Prozesswärme. Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Energiekosten und der Herausforderung der globalen Erwärmung gewinnen Energieeinsparmaßnahmen und die Abkehr von fossilen Brennstoffen in einer Wäscherei zunehmend an Bedeutung. Die gesamte Zulieferindustrie entwickelt daher Konzepte, die durch moderne Waschverfahren, die Wiederverwendung von Wasser und Energie und die Nutzung regenerativer Quellen für die Wärmeerzeugung zu einer optimalen Nutzung von Ressourcen und einer Absenkung die Kohlendioxidemissionen führen.
Mit allen Wassern gewaschen
Die Rückführung von Brauchwasser ist in der Wäscherei keine Neuheit. Die Konzepte zur Wiederverwendung von Presswasser, gefiltertem Spül- und Prozesswasser oder die Verwendung von Kühlwasser aus der Textilreinigungsmaschine für die Weitergabe an die Nassreinigungsmaschine werden aber stetig optimiert, wodurch der Gesamtverbrauch an Frischwasser weiter sinkt. Darüber hinaus passen moderne, in Wäschereimaschinen verbaute Technologien wie Wiegezellen oder Niedrigniveausensoren die Ressourcenverbräuche an das tatsächliche Beladegewicht optimal an und ermöglichen einer Reduzierung der Kosten.
Maschinenkonzepte zur Senkung des Energiebedarfs
Energie ist in einem Textilpflegebetrieb ein kostbares Gut, weshalb sich die Hersteller von Wäscherei- und Reinigungsmaschinen sowie Finish-Geräten auf eine Maschinentechnik mit optimaler Effizienzklasse fokussieren: Die Maschinen sorgen für eine bestmögliche Entwässerung und eine geringe Restfeuchtigkeit in der Ware, um schnell und effizient trocknen zu können. Die Anlagenbauer nutzen neue Materialien (z.B. Keramik, Karbonstahl) zur Verringerung der Gasverbräuche einer Mangel, setzen auf Wärmepumpentechnologie oder erzeugen Warmwasser durch Solarenergie. Die Maschinen sind mit speziellen Oberflächenbeschichtungen ausgestattet, die das Anhaften von Trockenenergie-absorbierenden Flusen vermindern. Neue Technologien verbessern die Verdampfungsleistung dank direkter Wärmeübertragung in einer beheizten Mulde oder verbessern die Lösemitteldestillation durch Überkochverhinderung, Trübungsmessung oder Filtration.
Auch die in Wrasen gebundene Energie wird zunehmend verwertet: Technologien wie Niederdruck-Dampfrückgewinnungssysteme „recyceln“ den Energiegehalt von Dampfschwaden für die Prozesswärme. Spezielle Kollektoren speichern überschüssige Wärme und machen diese verfügbar, wenn sie benötigt wird. Außerdem wird die in Abluft oder Abwasser gebundene Energie in speziellen Wärmetauschern zurückgewonnen und in den Produktionsprozess zurückgeführt, sei es als vorgewärmtes Frischwasser oder Frischluft.
Betrachtung des Gesamtsystems
Die Optimierung der Ressourcenverbräuche eines Textilpflegebetriebs gelingt nicht durch einzelne Maßnahmen, sondern nur im Gesamtsystem, in dem alle Prozesse ineinandergreifen: Wartezeiten an Maschinen, Leerläufe und schlechte Belegungsgrade bedeuten unnötige Energieverluste. In einer energetisch optimierten Wäscherei ist hingegen jeder Artikel zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Zusätzlich ermöglichen Management Informationssysteme eine genaue Analyse der Energieverbräuche in allen Bereichen einer Wäscherei und bieten eine solide Grundlage für Prozessanpassungen oder Investitionsentscheidung.
Waschmittel und Verfahren sind Teil der Lösung
Auch die Waschmittelindustrie fördert mit Prozessen und Produkten die optimale Ressourcennutzung in einer Wäscherei. Durch Niedrigtemperatur-Desinfektionsverfahren, die bei 40°C eine Listung beim Robert Koch Institut (RKI), bzw. dem Verbund für Angewandte Hygiene (VAH) erreichen, können die Kosten für Prozesswärme deutlich gesenkt werden. Inzwischen etabliert sich jedoch bei 50°C eine neue Benchmark bei der Desinfektionswäsche. Der Energieverbrauch steigt bei diesem Verfahren zwar an, aber gleichzeitig sinken die Einsatzmengen der Wasch- und Waschhilfsmittel und die Lebensdauer der Textilien nimmt zu.
Maßgeschneiderte, hochkonzentrierte Waschmittel oder Waschsubstanzen, die im Baukastensystem auf das Material, die Verfleckungen und die Hygieneanforderungen der Kunden abgestimmt werden, führen zu einem optimalen Schmutzaustrag, verringern den Nachwäscheanteil und reduzieren den Energieeintrag pro Wäschestück.
Quo vadis, Energiemarkt? Stimmen aus der Branche
Die jüngste Vergangenheit hat die Abhängigkeit der Energiepreise von geopolitischen Faktoren und politischen Entscheidungen verdeutlicht. Die Entwicklung auf dem Versorgungsmarkt in Deutschland und europaweit ist daher schwer vorherzusagen, weshalb die Wahl eines geeigneten Energieträgers in Zukunft wesentlich stärker von lokalen und strukturellen Bedingungen abhängig sein wird. „In manchen Regionen wird Wasserstoff zur Verfügung stehen, in anderen Regionen spielen vielleicht Holzpellets eine größere Rolle als bisher. In den Betrieben werden damit dann entweder Dampfkessel beheizt oder zum Beispiel auch Strom erzeugt, um damit Thermoöl als Energieträger zu erhitzen“, meint Andreas Langer von Kannegiesser. Hierzulande dürften erneuerbare Energiequellen wie Solar- oder Windenergie stärker in den Fokus rücken. „Langfristige Investitionen in nachhaltige Energieerzeugung können zu einer allmählichen Entspannung des Markts führen, denn Gas wird zunehmend durch Strom ersetzt werden. Die Preise bleiben vermutlich aber erst einmal durch die angestoßene Energiewende und die Erhebung einer Energieabgabe hoch“, vermutet Alexander Seitz, Geschäftsführer von Seitz.
Die Umstellung auf alternative Energien versteht Dirk Freitag, Geschäftsführer von Multimatic, als Chance für die Branche: „Sie stellen bereits jetzt die mit Abstand günstigste Form der Energiegewinnung dar. Wir sind fest davon überzeugt, dass Deutschland für stationäre Energieverbraucher, also Haushalte und Industrie, innerhalb von 10 bis 15 Jahren autonom ausreichend Strom erzeugen, bevorraten und über größere Strecken transportieren kann. Auf die Umstellung von Gas auf Elektroenergie sind wir daher schon jetzt bei sämtlichen unserer Produkte vorbereitet.“
Bei aller Spekulation um die zukünftige Marktentwicklung bringt Thomas Zeck, Vertriebsleiter der Chemischen Fabrik Kreussler, die Diskussion auf den Punkt: „Die Energiekosten werden hoch bleiben, daher muss der Energieverbrauch der Wäscherei-und Reinigungsprozesse weiter sinken.“
Die Zulieferindustrie arbeitet intensiv daran und zeigt auf der Texcare 2024, wie technologische Entwicklungen die Wettbewerbsfähigkeit der Textilpflegebranche auch zukünftig sicherstellt.