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Virtuelle Hand fasst auf einen Touch-Screen

Die Zukunft hat längst begonnen

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Vision vom Internet of Things (IoT) in weiter Ferne zu liegen schien. Aus der Utopie ist inzwischen Wirklichkeit geworden und zu den Nutznießerinnen der voranschreitenden Digitalisierung gehört zweifelsfrei die Textilpflegebranche.

Was gestern noch wie die Visionen aus einem Science-Fiction-Roman klang, ist heute Realität. Roboter übernehmen die Arbeit von Menschen, Maschinen kommunizieren miteinander und Sensortechnik übernimmt immer mehr Überwachungsfunktionen. Dass die digitale Revolution Wirklichkeit werden konnte, ist einerseits dem von Carver Mead prognostizierten exponentiellen Leistungszuwachs von Computern wie auch der rasanten Weiterentwicklung des Internets zu verdanken. Andererseits ermöglichen bessere und neue Messwert-Aufnehmern das Sammeln physikalischer, chemischer oder biologischer Informationen aus der Umgebung und RFID-Systeme vereinfachen das Tracken von Objekten. Aber erst durch die Verknüpfung dieser Komponenten konnte das Internet of Things (IoT) entstehen. Zu dessen „early adoptern“ zählt die Textilpflege-Branche. Sie setzt Automatisierung und maschinelles Lernen bereits für neue Serviceangebote, Prozessautomatisierung, Ressourcenoptimierung, Compliance und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein.

Mit wenigen Klicks zur sauberen Wäsche

Mega City

Der Stau auf dem Weg zur Reinigung kann sich – insbesondere in Megacitys - zu einem nervenaufreibenden Abenteuer auswachsen. Digitale Kundenplattformen setzen diesem Stress ein Ende! Weltweit bieten Online-Demand-Services eine mobile Tür-zu-Tür-Textilpflege an. Die Kunden können per App oder auf der Webseite des Textilpflegebetriebs die Abholung, eine 24-Stunden-Reinigung und die Anlieferung bestellen und auch noch online bezahlen. Aber auch in Gemeinschaftswaschküchen und Waschsalons ist die Digitalisierung angekommen. Vernetzte Maschinen zeigen am Großwaschtag freie Slots an, ermöglichen Vorbuchungen oder machen Meldung, wenn ein Posten fertig ist. Dadurch entzerren sie die zu Stoßzeiten üblichen langen Warteschlangen. 

Verbesserter Kundenservice dank smarter Systeme

Datencode

Das digitale Customer-Relation-Management stellt seinen großen Nutzen aber insbesondere im Textilservice unter Beweis: Kunden von Mietservice-Unternehmen können per App etwa Informationen über den Auftragsstatus ihrer Kleidung abrufen, 24/7 mit ihrem Dienstleister in Kontakt treten, um vergessene Wertgegenstände zu melden, Reparaturen oder einen Größentausch zu beauftragen u.v.a.m.. Solche Apps meldet aber auch den bevorstehenden Leerstand von Handtuch- und Seifenspendern. Gleichzeitig vereinfacht eine künstliche Intelligenz die Kommunikation in der Verwaltung, indem sie eingehenden E-Mails liest und weiterleitet, während Chatbots telefonische Kundenanfragen beantworten.

Ein komplexeres Service-Konzept kommt im Maschinenbau als Predictive Maintenance zum Einsatz: Sensoren prüfen den Zustand der Wäscherei-Anlagen, eine Software wertet die erfassten Prozess- und Maschinendaten aus und prognostiziert unter Einbeziehung bereits vorhandener Informationen eine bedarfsgerechte Wartung. So können Probleme behoben werden, bevor sie entstehen – mit einem positiven Nebeneffekt: teure Produktionsausfälle durch defekte Maschinen werden vermieden.

Entlastung durch Prozessautomatisierung

Virtuelle Köpfe

In vielen Ländern leidet die Textilpflege-Branche unter Personalmangel. Die Lösung:  Moderne Digitalisierungskonzepte und Robotik übernehmen immer mehr Aufgaben einer Wäscherei, die bisher von Menschenhand erledigt wurden. So ist es bereits möglich, dass sich Frottierhandtücher wie von Zauberhand durch einen Betrieb bewegen: Kameras und smarte Sensoren erkennen die eingehenden Wäschestücke und ordnen sie dem passenden Wäscheprozess zu. Förderanlagen transportieren die Charge dann zur Waschanlage, Bänder fahren sie anschließend zum Trockner. Mit Hilfe intelligenter Zuführsysteme werden sie gefaltet, für den Kunden gebündelt, automatisch eingelagert und auf Knopfdruck wieder abgerufen. In der Bearbeitung von Bettwäsche und Arbeitskleidung hat der selbsttätige Bearbeitungskreislauf jedoch noch Lücken. Dennoch sind Robotik und KI dort schon im Einsatz: Sie übernehmen risikobehaftete und ermüdende Aufgaben wie die Schmutzwäschesortierung von Krankenhaustextilien oder die Fehlererkennung und Qualitätskontrolle der sauberen Ware.

Ressourcenoptimierung und Effizienzsteigerung in vielen Bereichen

Universum

Die Zeiten, in denen Wäschereileiter am Feierabend mit Stift und Zettel die Maschinenverbrauchsdaten festhielten und Fehler im Prozess erst mit großer Verzögerung feststellen konnten, sind passé. Längst kontrollieren digitale Überwachungssysteme wesentliche Maschinen-, Verbrauchs- und Prozessdaten, werten diese in Echtzeit aus und lösen im Bedarfsfall eigenständig auftretende Probleme. Darüber hinaus kann KI die Personaldisposition erleichtern und den Fuhrpark in die richtige Spur bringen: Anhand von Echtzeit-Verkehrsdaten und GPS-Tracking der Fahrzeuge kann sie sogar adhoc die Tourenplanung optimieren. Die Digitalisierung zahlt also in vielen Bereichen auf die Wirtschaftlichkeit und eine positive Umweltbilanz eines Betriebs ein.

Transparenz, Einhaltung von Regularien

RFID-Chip

Täglich werden zig Tonnen Textilien durch eine Großwäscherei bewegt. Damit der Betrieb nicht den Überblick verliert, wird die Wäsche verfolgt – und zwar zunehmend mit RFID- oder NFC-Technologie. Dazu kommunizieren die an jedem Wäschestück angebrachten Transponder mit einem Reader, der die Ware durch die Prozesse schleust und ihren Aufenthaltsort genau kennt. (Die NFC-Technologie arbeitet über eine „Bulk-Erkennung“ und wird nur gezielt an ausgewählten Betriebsbereichen platziert.) Die lückenlose Rückverfolgbarkeit, insbesondere durch RFID-Technologie, bietet immense Vorteile: Sie übernimmt das komplette Bestandsmanagement, dokumentiert die Einhaltung von Hygieneprozessen und eine vorschriftsgemäße Bearbeitung von Schutzkleidung. Sie protokolliert die Nutzungszyklen der Textilien und erfasst Nachwäsche.  Auch die datengesteuerte Auswertung der Prozessdaten liefert wirtschaftliche Kennzahlen, die einer Optimierung der Abläufe oder der Turnaround-Zeiten dienen. Die RFID-Technologie öffnet aber auch die Tür für neue Dienstleistungen - beispielsweise Mietwäsche in der Service-Box für Selbstabholer. Und zukünftig könnte das Tracking noch auf einem ganz anderen Gebiet interessant werden, nämlich wenn Daten über Nutzung und Pflege eines Textils in dessen Digitalen Produktpass (DPP) eingepflegt werden soll.

Vorstoß in virtuelle Welten bringt neue Herausforderungen

Die 4. Industrielle Revolution ist in vollem Gange – und die Textilservice-Branche steckt mittendrin. Erste Betriebe beweisen, dass eine effiziente, selbstorganisierte Produktion möglich ist, in der Maschinen, Anlagen, Produkte und Menschen miteinander kommunizieren und kooperieren. Dabei fallen riesige Datenmengen an, die schnell und zuverlässig verarbeitet und vor fremdem Zugriff gesichert werden müssen. Für den Dienst am Kunden gewinnen dadurch zwei essentielle Elemente an Bedeutung: Datenschutz und Cyber-Security!