Eine nachhaltige Branche nimmt ihre Verantwortung ernst: Auf der Texcare International 2021 vom 27. November bis 1. Dezember präsentiert die Textilpflege ihren Beitrag zur Schonung von Ressourcen, zur Entlastung der Umwelt und zur sinnvollen Nutzung von Reststoffen.
Die Textilservicebranche gilt als nachhaltig, weil sie in Kreisläufen agiert. Eigens für die häufige Verwendung entwickelte, langlebige Textilien werden in wiederkehrenden Zyklen an einen Kunden vermietet. Saubere Wäsche wird angeliefert, gebrauchte Ware auf derselben Tour abgeholt. In den Textilpflegebetrieben wird die Ware zu gleichartigen Posten zusammengestellt und mit hoher Effizienz aufbereitet. Berechnungen der niederländischen Organisation CINET Professional Textile Care zufolge benötigt ein Textilpflegebetrieb dabei durchschnittlich 17 Prozent weniger Energie und mindestens 35 Prozent weniger Wasser als eine Haushaltswäsche. Auch der Ausstoß des zur globalen Erwärmung beitragenden Kohlendioxids liegt demnach 24 Prozent unter dem Niveau einer privaten Waschmaschine. Und obwohl die Textilpflege in punkto Nachhaltigkeit bereits zukunftsweisend ist, entwickelt die Branche und ihre Zulieferindustrie immer neue Lösungen für eine ökologisch, sozial und ökonomisch verträgliche Dienstleistung. Bei der alle vier Jahre stattfindenden Texcare International bilden sie einen wichtigen Messeschwerpunkt.
Der Stoff, aus dem nachhaltige Träume sind
Vorausetzung für eine rationelle und zugleich umweltschonende textile Dienstleistung sind fachgerechte Textilien, die der industriellen Bearbeitung standhalten. Ihre Langlebigkeit ist daher eine der mächtigen Nachhaltigkeitssäulen der Branche: Je länger und öfter ein Textil im Pflegekreislauf verbleiben kann, umso geringer sind Störungen in den Prozessabläufen, Ausschussmengen und Ersatzquoten. Im Umkehrschluss bedeuten ungeeignete Produkte übermäßige Prozessunterbrechungen, große Abfallmengen und einen hohen Wiederbeschaffungsbedarf.
Mit der Erweiterung ihrer Sortimente um sozial verträglich und ressourcenschonend hergestellte Textilien haben die Anbieter die Nachhaltigkeitsinitiative der Branche einen weiteren Schritt vorangebracht: Fair gehandelte Baumwolle, aus Abfällen recycelte Synthesefasern oder bioraffinierte Lyocell-Fasern aus Cellulose haben positive Effekte und Zusatznutzen für Mensch und Umwelt. Die Textil und Bekleidung produzierenden Unternehmen entwickeln darüberhinausgehende, individuelle Maßnahmen zur Verringerung des ökologischen und sozialen Fußabdrucks. Von der folienfreien Verpackung über wasserarm gefärbte Gewebe bis zu energiesparenden Warenkonstruktionen werden auf der Texcare 2020 wichtige Innovationen von der Textil- und Bekleidungsseite zu sehen sein.
Es geht immer noch weniger
Auch bei den Maschinen- und Anlagenherstellern hat der nachhaltige Kurs der Textilpflegebranche hohe Priorität. Durch weitreichende Wasserrückgewinnungssysteme werden Verbräuche in allen Bearbeitungsmaschinen weiter gesenkt und – bei gleichzeitigem Erhalt der textilen Leistungseigenschaften –- wichtige Ressourcen geschont. Die Rückführung von abluftgebundener Wärmeenergie, die in einer Wäscherei ab der Dampferzeugung bis zu den Mangeln und den Formfinishern entsteht, bietet der Textilpflegebranche zusätzliche Möglichkeiten einer ökonomisch und ökologisch verträglichen Service-Leistung. Von der Vision in die Wirklichkeit haben es auch intelligente Sensortechnik und Steuerungsmodule geschafft: Sie unterstützen eine verbrauchsarme und variable Bearbeitung individueller Posten und legen zugleich den Grundstein für selbstoptimierende Prozesse. Nicht zuletzt sorgen eine immer kompaktere Bauweise der Anlagen und ausgeklügelte Logistik-Systeme für eine platzsparende Betriebsplanung.
Die Chemie stimmt
Ein einwandfreies, mit unschädlichen Substanzen erwirktes Hygiene- und Aufbereitungsergebnis ist das ausgesprochene Ziel der Wasch- und Hilfsmittelindustrie. Fortschrittliche chemische Formulierungen und neue Energiekonzepte bewältigen mit minimalen ökologischen Auswirkungen hohe Schmutz- und Keimfrachten. Sie bringen Sauberkeit selbst auf anspruchsvollen Elastan-Materialien zurück, stellen die Funktionseigenschaften von Textilien (z.B. Chemikalienschutzkleidung) wieder verlässlich her und sind biologisch abbaubar.
Dank Sensoren und Indikatoren ist eine maximale Pflegeleistung mit möglichst geringen Substanzmengen auch auf die Prozessführung und Dosieranlagen übertragbar geworden. Innovative Verfahren, die sich der desinfizierenden Wirkung von UV-C-Licht bedienen, können sogar komplett auf Oxidationsmittel (z.B. Peressigsäure oder Chlorbleichlauge) verzichten. Dadurch sparen sie Spülwässer ein und verringern die Abwassermengen und deren chemische Fracht. Und auch vor umweltfreundlichen Verpackungssystemen und dem Verzicht von Plastik macht die Branche keinen Halt.
Kein Wässerchen mehr trüben
Veränderungen zeichnen sich auch für die Chemischreinigung ab: Bei vergleichbarer Reinigungswirkung sollen neue Lösungsmittelgemische ohne Einstufung durch das Globally Harmonized System of Classification and Labelling of Chemicals (GHS)[1] das umwelt- und gesundheitsgefährdende Tetrachlorethen (Per) ersetzen. Als umweltfreundliche Alternative etabliert sich in vielen Ländern auch die Nassreinigung, die mit Wasser und Spezialwaschmitteln sehr gute Pflegeergebnisse bei nicht waschbaren Textilien erzielt. Und auch die Plastikfolien, mit der gereinigte Ware häufig umhüllt wird, stehen auf dem Öko-Prüfstand: Sie machen textilen Mehrweg-Kleidersäcken Platz, die dem Verbraucher zur Abholung und Aufbewahrung seiner sensiblen Wäsche dient.
[1] Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien