Es ist unbestritten: Wir haben ein globales Textilmüllproblem. Im Jahr 2025 soll das weltweite Abfallvolumen 92 Millionen Tonnen betragen. Obwohl ein erheblicher Teil noch brauchbar ist, landen Mode, Haus- und Heimtextilien, Wäsche u.v.a.m. am Ende ihrer Nutzungsphase auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen.
Zirkuläre Systeme können diese massive Vernichtung von Ressourcen eindämmen: Durch fachgerechte Pflege, Reparieren und Wiederverwenden wird der Wert der Ware bewahrt, ihre Lebensdauer verlängert und die Umwelt geschont. Die Textilpflege-Branche macht schon lange vor, wie das Konzept funktioniert.

Die Weltbevölkerung wächst beständig und mit ihr der Bedarf an Textilien und Bekleidung. Die Nachfrage wird mit einer stetig steigenden Faserproduktion gedeckt. Im Jahr 2023 lag sie bei 124 Million Tonnen, so die Angaben des “Materials Market Report“ von Textile Exchange, einer Nichtregierungsorganisation aus den USA. Setzt sich der Trend fort, könnte das Volumen an synthetischen und natürlichen Fasern bis zum Jahr 2030 auf 160 Millionen Tonnen angewachsen sein. Das ist eine unvorstellbar große Menge, die sich zu einem großen Umweltproblem auswächst. Denn die aus den Fasern hergestellten textilen Produkte fallen am Ende ihrer Nutzungsphase als Abfall an. Daher rückt rund um den Globus eine Frage immer mehr in den Fokus: Wie lässt sich diese Flut eindämmen?
In zahlreichen Staaten hat sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, dass das bisherige lineare System durch ein zirkuläres ersetzt werden muss. Statt der durch Fast Fashion in Mode gekommenen „ex und hopp“-Mentalität sollen Textilien und Bekleidung vielfach genutzt und am Ende idealerweise weiterverarbeitet werden.
Zu den Branchen, die das Kreislaufkonzept schon längst umgesetzt hat, zählt die professionelle Textilpflege. Chemische Reinigungen waschen, reinigen, imprägnieren, färben und bügeln mit großer Fachkenntnis alles, was private Haushalte und auch gewerbliche Kunden anliefern: Vom empfindlichen Seiden-Sari bis zum exklusiven Brautkleid, vom Oberhemd über Outdoor-Jacke bis zur Uniform, vom Vorhang bis zur Gästewäsche eines Hotels. Die teils angeschlossenen Änderungsschneidereien erledigen zusätzlich anfallende Reparaturen oder Kürzungen und tragen dadurch ebenfalls zu einer langen Nutzungsphase der Textilien bei.
Hol- und Bringservice erleichtert den vielfachen Gebrauch
Angesichts langer Arbeitszeiten in vielen Ländern warten professionelle Wäschereien nicht mehr nur darauf, dass ihre Kunden das Ladenlokal betreten und das Reinigungsgut vorbeibringen. Sie übernehmen auch die Abholung und Lieferung der Kundenwäsche. Unternehmen wie die in Asien beheimatete LaundryTown, die in den USA ansässige 2ULaundry oder die in indischen Großstädten verbreiteten Dhobi Ghats entlasten mit diesem „Sammel-Service“ nicht nur ihre Kunden, sondern auch die Umwelt.
Textilservice als Steilvorlage für Kreislaufstrategien

Noch einen Schritt weiter geht der Textilservice, der auf Miet- oder Leasingbasis das komplette Wäschehandling für gewerbliche Unternehmen übernimmt. Die Service-Anbieter sind Eigentümer der nach strengen Leistungskriterien ausgewählten Hotel- oder Krankenhaustextilien, Berufs- und Schutzkleidung, Uniformen oder anderen Mehrwegtextilien und vermieten diese an ihre Kunden. Die Kernleistung des Textilservice umfasst das Abholen der schmutzigen Wäsche, deren professionelle Aufbereitung und das Wiederherstellen von Schutz- und Hygienefunktionen, eine abschließende Qualitätskontrolle und – falls nötig – eine fachgerechte Reparatur. Hinzu kommen die Beratung der Kunden bei der Auswahl einer geeigneten Ausstattung, Anproben, Änderungen, das Branding der Ware und Mengenanpassungen. Nach Ablauf des Vertrags werden die vermieteten Textilien wieder vom Dienstleister zurückgenommen und an anderer Stelle wieder eingesetzt.
Dieses Konzept, das auf einer langen Nutzungsphase von Textilien beruht, haben beispielsweise Koalitionen aus Industrieunternehmen in den USA, die China Association of Circular Economy (CACE) oder auch die Europäische Kommission aufgegriffen. In ihren Strategien für nachhaltige und kreislauffähige Textilien formulieren sie Kriterien wie Reparieren, Wiederverwenden und Recycling, um das stetige Ansteigen von „Klamottenbergen“ durch verlängerten Gebrauch einzudämmen.
Ein fast geschlossener Kreislauf

Last but not least muss auch der Second Hand-Handel als Faktor einer Kreislaufwirtschaft genannt werden. Einerseits ermöglicht er Privatpersonen in Europa, Kanada und den USA ihre Einzelstücke in Ladenlokalen oder auf Online-Plattformen (wie www.thredup.com oder www.vinted.com) weiterzuverkaufen. In Ländern wie Indien ist das Konzept aus kulturellen und rechtlichen Gründen nicht etabliert. Dort und in anderen asiatischen Ländern werden Altkleider oder Produktionsreste en Gros verkauft. Die Textilien werden zu riesigen Ballen gepresst, als Verkaufsware in andere Kontinente exportiert oder an Wiederaufbereiter veräußert, wo sie in der Regel zu Putzlappen, Vliesstoffen und Dämmmaterialien verarbeitet werden (Downcycling). Am Ende landen aber auch sie wieder auf geordneten Deponien, wilden Müllkippen oder in Verbrennungsanlagen. Der zirkulären Textilwirtschaft fehlt also noch ein letzter Baustein, um den Kreislauf endgültig zu schließen: das Recycling von Fasern zu Fasern. Industrieunternehmen, Forschungseinrichtungen und Verbände rund um den Globus sind an dem Thema dran, um praktikable, ökonomische und skalierbare Lösungen zu entwickeln. Auch dann wird es für die Textilpflege-Branche noch viel zu tun geben: Für die Wiederverwertung müssen Alttextilien sauber sein. Im besten Fall käme ein weltweites Waschvolumen von derzeit 92 Millionen Tonnen auf die Betriebe zu.