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Auf der Weltausstellung in Osaka präsentierte das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) ein Poloshirt aus der neu entwickelten LyoHemp®-Faser. Die Cellulosefaser wird aus Hanfzellstoff gewonnen und im Lyocell-Verfahren verarbeitet. Das Besondere daran: Sie lässt sich ohne signifikante Qualitätseinbußen bis zu drei Mal vollständig recyceln.
Recyclingfähigkeit über mehrere Zyklen
Während viele Recyclingprozesse in der Textilindustrie nur einen geringen Anteil an wiederverwertetem Material ermöglichen, erlaubt das TITK-Verfahren eine Wiederverwendung der Cellulosefasern über drei vollständige Zyklen. Dies ist laut Institut insbesondere auf die Kombination aus Hanf als Rohstoffbasis und einer modifizierten Lyocell-Verfahrensführung zurückzuführen. Die Fasern eignen sich damit für textile Anwendungen mit gleichbleibenden Qualitätsanforderungen.
Fiber-to-Fiber statt Downcycling
Im Unterschied zu Downcycling-Ansätzen, bei denen das Material in der Wiederverwendung an Qualität verliert, basiert das Konzept auf einem sogenannten „Fiber-to-Fiber“-Recycling (F2F). Dabei wird aus einer gebrauchten Textilfaser erneut eine textile Faser mit nahezu identischen Eigenschaften hergestellt. Die Technologie zielt auf den Aufbau geschlossener Wertschöpfungsketten für textilbasierte Produkte.
Anwendbarkeit auf Mischtextilien
Ein zentrales Ziel der Forschung am TITK ist die Übertragbarkeit des Verfahrens auf andere Faserarten und Materialmischungen. Insbesondere für PolyCotton-Stoffe, also Mischgewebe aus Polyester und Baumwolle, sowie für reine Baumwolle und PET-Fasern werden vergleichbare Recyclingprozesse untersucht. Diese Entwicklungen erfolgen im Rahmen des institutseigenen Innovationszentrums DICE in Rudolstadt.
Herausforderungen der praktischen Umsetzung
Neben der technischen Machbarkeit betont das Institut die Relevanz wirtschaftlicher und struktureller Rahmenbedingungen für eine breite Umsetzung. Dazu zählen unter anderem Investitionen in Recyclinginfrastruktur, Design-for-Recycling-Konzepte und standortpolitische Faktoren wie Energiepreise oder Fachkräfteverfügbarkeit. Auch verweist das TITK auf die Bedeutung der sogenannten RRR-Strategie (Reduce, Reuse, Recycle): Technologische Lösungen allein reichen demnach nicht aus, um textile Kreisläufe nachhaltig zu gestalten.