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Krankenhaus Betten

Mehrweg-OP-Textilien: Nachhaltigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit für die industrielle Textilpflege

05.06.2025

Wie lässt sich die Versorgung von Krankenhäusern nachhaltiger, krisenfester und zugleich wirtschaftlicher gestalten? Die industrielle Textilpflege bietet hier zukunftsweisende Lösungen mit Mehrweg-OP-Textilien.

Lesedauer: 4 Minuten

Die Corona-Pandemie hat eindringlich gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten im Gesundheitswesen sind. Einwegprodukte dominierten – doch in der Krise fehlte es plötzlich an essenziellen OP-Mänteln, Schutzkitteln und Abdeckungen. Die Fachplattform Rechtsdepesche hat in mehreren Beiträgen umfassend beleuchtet, welche Vorteile Mehrwegtextilien im Operationssaal bieten – von der Ökobilanz über die Versorgungssicherheit bis hin zur praktischen Umsetzung in Kliniken. Wir fassen die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und zeigen, warum Mehrweg in der Medizintechnik keine Zukunftsmusik, sondern längst Realität sein kann.

Erhöhte Versorgungssicherheit durch regionale Kreisläufe der Textilservice-Branche

Menschen in Arztkittel

Einwegprodukte werden meist in Übersee gefertigt, was in Krisenzeiten Transportengpässe und damit eine Gefährdung der Versorgung bedeuten kann. Im Gegensatz dazu ermöglichen textile Kreislaufsysteme mit regionalen Großwäschereien und Textilservice-Unternehmen eine stabile, planbare und resiliente Versorgung. Bereits 20.000 Mehrweg-OP-Mäntel in einem regionalen Kreislauf ersetzen rund 2 Millionen Einwegkittel – mit deutlich geringerer Lager- und Logistikbelastung. Dies stärkt die regionale Wertschöpfung und minimiert Abhängigkeiten.

Geprüfte Sicherheit auf höchstem Niveau: Qualität von OP-Textilien

OP-Textilien

Moderne Mehrwegtextilien sind medizinische Hightech-Produkte. Bevor sie im OP zum Einsatz kommen dürfen, durchlaufen sie strengste Laborprüfungen nach international anerkannten Normen wie DIN EN ISO 13795 und 10993. Diese umfassen unter anderem Tests zur Keimpenetration, Partikelfreisetzung, Reißfestigkeit und Biokompatibilität. Auch nach dutzenden industriellen Waschzyklen müssen die Textilien ihre Schutzwirkung zuverlässig nachweisen und die höchsten Hygienestandards erfüllen. Die Wiederaufbereitung in spezialisierten Wäschereien garantiert diese durchgängige Qualität.

Ökologische Vorteile klar belegt: Die positive Umweltbilanz von Mehrweg

Masken

Eine umfassende Ökobilanzstudie aus Österreich belegt die klaren Umweltvorteile: Mehrwegtextilien verursachen bis zu 62 % weniger CO₂-Emissionen und bis zu 80 % weniger Abfall als Einwegprodukte. Auch wenn durch die professionelle Reinigung und Wiederaufbereitung Wasser verbraucht wird, überwiegen die ökologischen Vorteile über den gesamten Lebenszyklus deutlich. Allein in Österreich könnten durch die flächendeckende Nutzung von Mehrweg-OP-Textilien über 3.300 Tonnen Abfall jährlich eingespart werden. Dies ist ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz im Gesundheitswesen.

Wirtschaftlichkeit neu gedacht: Langfristige Kostenersparnis durch Mehrwegsysteme

Kittel

Auf den ersten Blick erscheinen Einwegartikel günstiger. Doch eine ganzheitliche Kostenbetrachtung („Total Cost of Ownership“) zeigt: Mehrwegprodukte sind bei wiederholter Nutzung klar im Vorteil. Im Mietmodell, wie es von Textilservice-Unternehmen angeboten wird, übernehmen diese die vollständige Logistik, Bereitstellung und Wiederaufbereitung der Textilien. Die Kosten sind planbar, kalkulierbar – und häufig günstiger als die stetige und unkalkulierbare Beschaffung von Einwegwaren. Dies bietet Krankenhäusern eine solide finanzielle Planungssicherheit.

Herausforderung Umstellung: Change-Prozess statt reinem Produktwechsel

Mehrwegtextilien

Die Einführung von Mehrwegtextilien im OP ist nicht nur eine logistische, sondern auch eine kulturelle Umstellung. Das OP-Personal muss aktiv eingebunden, geschult und von den Vorteilen überzeugt werden. Vorbehalte wie „fühlt sich anders an“ oder „ist unpraktischer“ sind ernst zu nehmen – lassen sich aber durch Pilotprojekte, Testphasen und gezielte Kommunikation erfolgreich adressieren. Ein strategisches Change-Management ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Politik in der Verantwortung: Förderung nachhaltiger Beschaffung im Gesundheitswesen

OP

Andere Länder machen es vor: In Italien ist der Einsatz von Mehrweg-OP-Textilien gesetzlich zu priorisieren. In Spanien wurden Entsorgungskosten für Einwegprodukte drastisch erhöht. In Deutschland hingegen dominieren noch immer Billigimporte – oft entgegen den eigenen Nachhaltigkeitszielen. Es braucht politische Rahmenbedingungen, die die Vorteile regionaler, wiederverwendbarer Systeme im Sinne einer Kreislaufwirtschaft gezielt fördern und so den Wandel aktiv unterstützen.

Fazit: Mehrweg ist Zukunft für die industrielle Textilpflege

Mehrweg-OP-Textilien

Mehrweg-OP-Textilien vereinen ökologische, ökonomische und versorgungstechnische Vorteile. Sie reduzieren CO₂-Ausstoß und Müll, stärken regionale Wertschöpfungsketten und sorgen für mehr Resilienz in der Gesundheitsversorgung. Für die industrielle Textilpflege und das Gesundheitswesen bedeutet dies eine Win-Win-Situation. Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung sind neben politischen Impulsen vor allem Aufklärung, Akzeptanz und strategisches Change-Management in den medizinischen Einrichtungen selbst, um die Vorteile der Mehrwegsysteme voll auszuschöpfen.

Weiterführende Artikel von Rechtsdepesche:

  • Mehrweg statt Einweg: Regionale Textilversorger schaffen Versorgungssicherheit
  • Auf Herz und Nieren geprüft – der Weg eines Mehrweg-OP-Textils durch das Prüflabor
  • Mehrweg sticht Einweg – Der Einfluss der Pandemie auf die Beschaffung von OP-Textilien
  • Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen: Neue Studie bestätigt deutliche Vorteile von Mehrweg-OP-Textilien
  • Mehrweg vs. Einweg: Wie die Umstellung auf Mehrweg im OP gelingen kann

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