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In Skandinavien gehen Hygiene und Ökologie Hand in Hand

01.09.2025

Echte Sauberkeit, erreicht durch strenge Hygienestandards, hat in Skandinavien einen hohen Stellenwert. Kosmetische Aufhellung und eutrophierende Inhaltsstoffe werden weitgehend vermieden, um sowohl die Umwelt als auch die Verbraucher zu schützen.

Lesedauer: 4 Minuten

Man könnte annehmen, dass die industrielle Textilpflege in ganz Europa nach demselben Rhythmus funktioniert. Hinsichtlich der Hygieneanforderungen stimmt das auch. Doch die Prioritäten darüber hinaus können sich deutlich unterscheiden. In Deutschland zum Beispiel muss Wäsche nicht nur hygienisch sauber, sondern auch strahlend weiß sein. In Skandinavien hingegen ist Hygiene direkt mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit verknüpft. Aus diesem Grund werden Waschmittel mit Öko-Label-Zertifizierung in den nordischen Ländern zunehmend beliebter.

Diese sind in der Entscheidung der Kommission (EU) 2017/1219 vom 23. Juni 2017 festgelegt, welche die Kriterien für die Vergabe des EU-Umweltzeichens für Waschmittel für den professionellen und institutionellen Gebrauch bestimmt. Gemäß dieser Regelung müssen zertifizierte Wasch- und Reinigungsmittel ihre Umweltauswirkungen in mehreren Phasen des Produktlebenszyklus verringern – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zu Nutzung und Entsorgung. Das EU-Umweltzeichen wird an Produkte vergeben, die im Sinne der Nachhaltigkeit entwickelt wurden, Innovation fördern und sowohl zum Klimaneutralitätsziel der EU bis 2050 als auch zur Kreislaufwirtschaft beitragen.

Die hohen ökologischen Standards des EU-Umweltzeichens sind für viele skandinavische Textildienstleister unverzichtbar geworden. In einem exklusiven Interview erläutert Erika Szász, Head of Operational Excellence der international tätigen Lindström Group (Helsinki), die treibenden Kräfte hinter einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Branche.

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Warum sind ökozertifizierte Produkte im nordischen Textildienstleistungssektor so hoch geschätzt?

In Skandinavien sind die Verbraucher gut über den Umweltschutz informiert. Sie haben auch großes Vertrauen in Zertifizierungen, die von unabhängigen Dritten ausgestellt werden und eine verringerte Umweltbelastung garantieren. Um dieser wachsenden Nachfrage gerecht zu werden und den Marktwandel hin zu umweltfreundlichen Optionen zu beschleunigen, fördern wir die Verwendung von Waschmitteln, die mit dem Nordischen Schwan zertifiziert sind (gleichwertig mit dem EU-Umweltzeichen), oder von Chemikalien, die nach den Kriterien des O75 Nordic Swan zugelassen sind. Diese enthalten typischerweise biologisch abbaubare Inhaltsstoffe, die den gesetzlichen Vorschriften und den Erwartungen der Öffentlichkeit an umweltverträgliche Produkte entsprechen. Außerdem erleichtern sie es der gesamten Lieferkette, die strengen Umweltgesetze in den skandinavischen Ländern einzuhalten.


Strahlend weiße Wäsche auch in Skandinavien?

Die Verwendung von optischen Aufhellern in EU-Umweltzeichen-Waschmitteln ist stark eingeschränkt, da es sich dabei um synthetische Chemikalien handelt, die sich in der Natur nur langsam abbauen und sich im Wasser anreichern können, wodurch sie Wasserorganismen schädigen. Außerdem gibt es Bedenken, dass optische Aufheller allergische Reaktionen oder Hautreizungen hervorrufen könnten. Dies ist besonders für gesundheitsbewusste skandinavische Verbraucher relevant. In der nordischen Kultur hat „Substanz“ Vorrang vor Äußerlichkeiten. Aus diesem Grund gilt die Wirkung optischer Aufheller, Wäsche weißer erscheinen zu lassen, als zweitrangig gegenüber ihren ökologischen Kosten.

Sichtbar weiße Wäsche ist nicht unbedingt hygienisch sauber. Als Textildienstleister konzentrieren wir uns daher auf Hygiene – den wahren Wert, der von unseren Kunden geschätzt wird.

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Warum hat Hygiene in skandinavischen Wäschereien einen so zentralen Stellenwert?

Der Unterschied zwischen hygienischen Textilien und optisch weißen Textilien liegt in echter Sauberkeit und nicht in bloßer kosmetischer Aufhellung. Hygienische Textilien werden nach den strengen Richtlinien eines Systems zur Risikoanalyse und Biokontaminationskontrolle (RABC) gemäß DIN EN 14065 verarbeitet. Dies gewährleistet die wirksame Entfernung von krankheitserregenden Mikroorganismen und chemischen Rückständen.

Im Gegensatz dazu erscheinen optisch aufgehellte weiße Textilien nur sauber, weil die Aufheller Licht reflektieren und so eine Illusion von Weiße erzeugen. Dieser „weißer als weiß“-Effekt garantiert jedoch nicht die Beseitigung schädlicher Keime oder Rückstände. Durch die Priorisierung der Hygiene stellen skandinavische Wäschereien sicher, dass Textilien wirklich sicher in der Anwendung sind, Hautreizungen vorbeugen, das Risiko der Infektionsübertragung verringern und die öffentliche Gesundheit aktiv unterstützen. Echte hygienische Sauberkeit entspricht somit den skandinavischen Werten, bei denen Substanz und Wohlbefinden vor oberflächlichem Erscheinungsbild stehen. Zur Sicherung der Hygiene verwenden wir bevorzugt Chemikalien und Waschmittel, die für den Einsatz in Nordic Swan zertifizierten Wäschereien zugelassen sind.

Wie wichtig ist der Gewässerschutz in Skandinavien?

Phosphate, die als Wasserenthärter wirken und die Waschleistung verbessern, können bei zunehmendem Einsatz hochproblematisch werden. Sobald sie in Gewässer gelangen, beschleunigen sie das Algenwachstum – ein Phänomen, das als Eutrophierung bekannt ist. Übermäßiges Algenwachstum verbraucht Sauerstoff und schafft „Todeszonen“, in denen kein aquatisches Leben überleben kann.

Phosphatfreie Waschmittel verhindern diese Kettenreaktion und schützen Flüsse, Seen und Küstenökosysteme vor Überdüngung und dem Verlust der biologischen Vielfalt. Aufgrund der negativen Umweltauswirkungen von Phosphaten im Abwasser haben viele Länder – insbesondere in Europa – strenge Vorschriften erlassen, die ihre Verwendung in Waschmitteln einschränken. In Skandinavien, wo das ökologische Bewusstsein tief verwurzelt ist, sind phosphatfreie Waschmittel zu einem Eckpfeiler nachhaltiger Textilpflege geworden. Sie helfen Unternehmen, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, rechtliche Risiken zu reduzieren und nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern. Darüber hinaus spiegeln sie einen breiteren Trend wider, Chemikalien abzulehnen, die sowohl der Natur als auch dem Wohlbefinden der Verbraucher schaden.


Welche Vorteile bieten ökozertifizierte Waschmittel den Kunden von Textildienstleistern?

Die Produkte oder Chemikalien, die in Nordic Swan zertifizierten Wäschereien verwendet werden dürfen, sind hauptsächlich phosphatfreie Waschmittel, die biologisch abbaubare Inhaltsstoffe enthalten, aggressive Chemikalien vermeiden und den Einsatz von Duftstoffen begrenzen. Dadurch ist der Waschprozess weniger wahrscheinlich mit allergischen Reaktionen oder Hautreizungen verbunden. Diese Argumente sind besonders wichtig für Textildienstleister, die in sensiblen Bereichen wie dem Gesundheitswesen und dem Gastgewerbe tätig sind. Sie sprechen auch Verbraucher an, die sich sowohl um ihre persönliche Gesundheit als auch um die Umwelt sorgen.


Welchen sozialen Wert bieten umweltfreundliche Waschmittel?

Die zunehmende Präferenz für umweltfreundliche Waschmittel entspringt dem Wunsch, echte Sauberkeit mit verantwortungsvollem Umweltschutz zu verbinden. Ihr Einsatz stellt eine praktische und bedeutungsvolle Möglichkeit dar, alltägliches Handeln mit den Werten der Nachhaltigkeit und des kollektiven Wohlergehens in Einklang zu bringen.

Die Wahl phosphatfreier Waschmittel und der Verzicht auf optische Aufheller unterstützt einen breiteren kulturellen Wandel hin zur Nachhaltigkeit – eine Entwicklung, die sich über Europa hinaus verbreitet. Diese Waschmittel fördern verantwortungsbewusste Produktentscheidungen und schärfen bei anderen Verbrauchern das Bewusstsein für die Bedeutung nachhaltigen Lebens.

Es ist unsere Aufgabe, zu erklären und zu demonstrieren, warum nachhaltiges Denken auch auf den Einsatz von Chemikalien angewendet werden sollte. Immer mehr Textildienstleister und deren Kunden entscheiden sich daher für ökozertifizierte Waschmittel und tragen so zu einer saubereren, sichereren Umwelt bei und sichern die Lebensbedingungen heutiger und zukünftiger Generationen.

Erika Szász

Erika Szász

Leiterin Operational Excellence bei Lindström

Textilingenieurin mit über 27 Jahren Erfahrung in der Textildienstleistungsbranche und fundierten operativen Kenntnissen im Wäschereisektor.

Sabine Anton-Katzenbach

Sabine Anton-Katzenbach

Diplom-Textilingenieurin und freie Journalistin

Sabine Anton-Katzenbach begleitet die Textilpflege-Branche seit drei Jahrzehnten und berichtet über deren unterschiedliche Facetten.

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