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Pioniergeist bei der Nutzung von UV-C-Licht in der Textilpflege hat sich ausgezahlt

17.10.2025

Ruess Mietwäsche & Textilpflege in Wolfsburg ist Vorreiter bei der Nutzung von UV-C-Licht zur Konzentrationssteigerung des Wasserstoffperoxids in der Klarwaschflotte. Das Fazit des Unternehmens: Nachhaltig positive Effekte.

Lesedauer: 4 Minuten

In der Textilpflegebranche geht nichts ohne Energieträger. Sie werden in Form von Heizöl oder Gas zur Erzeugung von Dampf oder Heißluft gebraucht, um Waschflotten aufzuheizen bzw. nasse Wäsche zu trocknen und zu glätten. Elektrischer Strom wiederum treibt die Motoren des gesamten Maschinenparks an, setzt Fördersysteme in Bewegung, erzeugt Druckluft und bringt neuerdings auch manchen Fuhrpark auf die Straße. Dementsprechend hoch fällt der Energieverbrauch einer Wäscherei aus: Bei einem Betrieb mittlerer Größe entspricht der tägliche Bedarf in etwa dem einer 4-köpfigen Familie im ganzen Jahr. Angesichts der stetig steigenden Kosten für Energie und Kraftstoff – sie schlugen nach Angaben des Deutschen Textilreinigungs Verbands (DTV, Bonn) im Jahr 2024 bereits mit 15 Prozent im Gesamtkostenindex zu Buche – muss die Branche an allen Ecken und Enden Ressourcen sparen. Hinzu kommt der politische Vorsatz der Europäischen Kommission, im Jahr 2050 Klimaneutralität erreicht zu haben und bis zum Jahr 2030 die Emissionen um 55% (im Vergleich zu 1990) zu senken.

Hotelwäscherei mit hohem Nachhaltigkeitsanspruch

Daniel Simon & Oliver Köhler
Daniel Simon & Oliver Köhler (© Sabine Anton-Katzenbach)

Ein Unternehmen, das dieser Richtschnur in besonderem Maße folgt, ist RUESS Mietwäsche & Textilpflege in Wolfsburg. Seit dem Neubau der Hotelwäscherei Mitte der 2010er-Jahre investiert die Inhaberfamilie in modernste Technik, die eine Wiederverwendung und optimale Nutzung der eingesetzten Ressourcen und dadurch eine Verminderung der Emissionen ermöglicht. Zum Nachhaltigkeitskonzept zählen selbstverständlich Wärmetauscher und die Kreislaufführung von Waschflotten, aber auch die Elektrifizierung der Pkw-Flotte und die Installation einer Photovoltaik-Anlage, die den täglichen Energiebedarf des Betriebs decken soll. Vor allem aber wartet die Wäscherei mit einer Besonderheit auf: Eine der beiden Taktwaschanlagen wurde noch vor dessen offiziellen Markteinführung im Jahr 2018 mit dem von CHT Beitlich (Tübingen) patentierten Smart UV Power System ausgestattet. Durch die Bestrahlung von oxidativ wirkenden Flotten mit UV-C-Licht verstärkt diese Technologie die Bildung von Wasserstoffperoxid um ein Vielfaches und maximiert die keimabtötende und schmutzzerstörende Wirkung des Waschwassers.

UV-C Bestrahlung für Waschwässer

UV-C Reaktor
UV-C Reaktor (© Sabine Anton-Katzenbach)

Die Aktivierung der Flotte erfolgt in einem 10 Liter fassenden UV-C-Reaktor. Durch diesen wird das Waschwasser, dem zuvor die für das Waschverfahren notwendige Menge an Wasserstoffperoxid zugegeben wurde, gepumpt. Die Flotte strömt dann durch den Reaktor, wo sie mit UV-C-Licht bestrahlt wird, und die Wasserstoffperoxid-Aktivierung erfolgt. Dann wird sie in einen Tank gefördert, in dem sie mehrfach zirkuliert. Von dort wird das Waschwasser dann in die Hauptwäsche eingespült.

Da die UV-C-Bestrahlung mit einer verminderten Zugabemenge an Wasserstoffperoxid Hand in Hand geht, bietet das Verfahren neben ökologischen und ökonomischen Einspareffekten einen weiteren Vorteil: Die in die Spülkammer übergebene Wäsche schleppt weniger „Chemie“ mit, was das Spülergebnis verbessert. Dadurch ist die benötigte Frischwassermenge durchschnittlich um knapp 1 l/kg Ware zurückgegangen. „Einen deutlich größeren Gewinn sehen wir aber in einem verringerten Energiebedarf, der sich aus der Absenkung der Waschtemperatur ergibt. So können wir eine chemisch-thermische Desinfektion anstatt bei 70°C bei 60°C durchführen. Dadurch ist der Wärmebedarf der mit dem UV-C-Reaktor ausgestatteten Taktwaschanlage zurückgegangen, was sich in mehrfacher Sicht bezahlt macht. Einerseits sparen wir jährlich Kosten in einem hohen vierstelligen Betrag ein, andererseits sinkt unser CO₂-Fußabdruck. Zudem ist unser Abwasser weniger belastet; der Chemische Sauerstoffbedarf (CSB) und der gesamte organische Kohlenstoff (TOC) sind um 10 bis 15% zurückgegangen. Aus diesen Gründen wollen wir in näherer Zukunft auch unsere zweite Waschstraße mit der UV-C-Technologie nachrüsten lassen“, berichtet der Produktionsleiter von RUESS Mietwäsche & Textilpflege, Oliver Köhler.

Hygienisch aufbereitete Hotelwäsche mit Gütezeichen

Dass der Wolfsburger Textildienstleister auf ein desinfizierendes Waschverfahren setzt, ist eher ungewöhnlich, denn für Hoteltextilien ist ein solches nicht vorgeschrieben. „Die hygienische Aufbereitung unserer Tisch-, Bett- und Frottierwäsche nach RKI-gelisteten Verfahren und einem zusätzlichen Backup-Mechanismus durch das Smart UV Power System ist unser besonderes Qualitätsmerkmal. Außerdem ist unser Betrieb schon seit Langem nach RAL-Gütezeichen (RAL GZ) 992/1 zertifiziert, das eine hochwertige Wiederaufbereitung der Wäsche gewährleistet. Durch die Kombination einer hohen Prozessbeherrschung und desinfizierend wirkender Verfahren stellen wir sicher, dass unsere Kund*innen nur hygienisch einwandfreie Textilien erhalten und diese bedenkenlos in allen Hotelbereichen einsetzen können. Vorausgesetzt natürlich, dass jemand seinen Niesreiz beim Vorbeigehen an dem Wäschewagen unterdrückt“, erklärt Daniel Simon, RUESS Geschäftsfeldleiter Hotel & Gastronomie, mit einem Augenzwinkern.

Weitsichtiger Einsatz einer Innovation 

Die wiederkehrenden Kontrollen durch die Wäscherei-Sachverständigen der Gütezeichengemeinschaft sowie von CHT durchgeführte Untersuchungen haben weitere Pluspunkte des Smart UV Power Systems offenbart. Weil der hohe Anteil an Aktivsauerstoff den Wascheffekt deutlich steigert, hat die Ware von sich aus einen sehr hohen Weißgrad. Daher werden im Waschprozess nur noch marginale Mengen eines optischen Aufhellers eingesetzt – zu Gunsten der Abwassergrenzwerte. Zudem ist die Faserschädigung zurückgegangen, sodass die Textilien länger genutzt werden können. 

Die frühe Wette von RUESS Mietwäsche & Textilpflege auf eine innovative, nachhaltige Technologie hat sich also ausgezahlt – sowohl für die Ökologie als auch die Ökonomie. 

Sabine Anton-Katzenbach

Sabine Anton-Katzenbach

Diplom-Textilingenieurin und freie Journalistin

Sabine Anton-Katzenbach begleitet die Textilpflege-Branche seit drei Jahrzehnten und berichtet über deren unterschiedliche Facetten.

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