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Waschmitteldosieranlagen

Remote Control ist Erste Hilfe für Waschmitteldosieranlagen

09.09.2025

Moderne Dosiersysteme haben die Zugabe der Waschsubstanzen dank Internet of Things (IoT) gläsern gemacht. App-gesteuerte Programmierung, Echtzeitüberwachung und Fernwartung – alles ist möglich. Doch wenn die Wäsche nicht mehr sauber werden will, hilft nur noch der Spezialist vor Ort.

Lesedauer: 3 Minuten

Der Sinnersche Kreis

Herbert Sinner ist die Definition der für einen Reinigungserfolg verantwortlichen Grundparameter zu verdanken. Mechanik, Zeit, Temperatur und Chemie sind die maßgeblichen Einflussfaktoren für Sauberkeit. nach seiner Definition stehen die vier Faktoren in einem exakten Verhältnis zueinander. Dennoch sind sie in ihrer Größe veränderbar, müssen aber stets dieselbe Gesamtsumme ergeben. Diese Beziehung zueinander wird bildlich in einem Kreisdiagramm dargestellt, das nach dem Tensidchemiker benannt ist: der Sinnersche Kreis.

Obwohl die Abhängigkeiten der vier Kenngrößen seit vielen Jahrzehnten bekannt ist, wurden sie gerne missachtet. Wie lässt es sich sonst erklären, dass Waschmittel getreu dem Motto „viel hilft viel“ erfolgte? Wenn eine halbe Schaufel Waschpulver genügt hätte, wurde – der Sicherheit halber - gerne eine volle Ladung in die Maschinen gekippt. Diese Vorgehensweise erwies sich für einen Betrieb als unwirtschaftlich und unkalkulierbar, für die Umwelt problematisch und der Arbeitssicherheit nicht zuträglich. 

Die Entwicklung der Dosiertechnik machte dem Spuk ein Ende. Seither sorgen Förderschnecken, Membrampumpen, Venturi-Düsen und Co. für eine exakte Zugabe von Pulver- und Flüssigwaschmitteln sowie Chemikalien in die Waschmaschinen und Tunnelwaschanlagen. Dank technischer Weiterentwicklungen hat sich die Art des Dosierens immer weiter verbessert, so dass sich Dosieranlagen längst zu kleinen Rechenzentren entwickelt haben.

Auf Empfang: Dosieranlagen 2.0

Moderne Dosiertechnikanlage

Zu den wichtigen Merkmalen einer modernen Dosiertechnik gehören – je nach Anbieter - eine leistungsstarke Hardware in Kombination mit einer Internet- und Cloudanbindung, eine nahtlose IoT- Konnektivtät oder eine App für das „Tagesgeschäft“. Alle diese Systeme können für die Einrichtung und Anpassung von Dosierprogrammen genutzt werden und dienen der Fernbedienung, -kontrolle und -überwachung der Anlagen. Die Digitalisierung des Dosierens ist für eine Wäscherei also mit verschiedenen Vorteilen verbunden. Anstatt etwa auf das Funktionieren der Dosieranlage zu vertrauen, wird deren Arbeit präzise überwacht und dokumentiert. So lässt sich ganz einfach nachvollziehen, ob z.B. die für ein Desinfektionsprogramm vorgegebenen Waschsubstanzen in der richtigen Menge und Zeit zugegeben wurden und dadurch die Vorgaben an eine hygienische Wäscheaufbereitung erfüllt sind.

Direktkontrolle macht Dosieren sicherer

Moderne Dosieranlag an einer Waschmaschine

Moderne Dosieranlagen setzen auch einen Schlussstrich unter eine manuelle Einflussnahme durch unbefugte Dritte. Das Verstellen der Dosierpumpen, das Hochregeln oder Reduzieren von Mengen ist kaum mehr möglich, denn nur berechtigte Personen haben Zugriff auf die Programme und können diese bei Bedarf anpassen. Das verschafft Betrieben mehr Sicherheit und bewahrt sie vor unangenehmen Überraschungen: Die Prozesse laufen nach Plan und zu den kalkulierten Kosten ab.

Online-Fehlerbehebung hat Grenzen

Mann steuert eine moderne Dosieranlage

Dosiertechnik 2.0 ist aber auch eine Arbeitserleichterung für die Anwendungstechniker der Waschmittellieferanten und die Systembauer. Sollte ein Hilferuf von einem Kunden eingehen, weil dessen Wäsche nicht mehr sauber werden will, merkwürdig riecht oder andere Probleme auftauchen, können sich die Experten direkt in die Dosieranlage einloggen, Fehler erkennen oder diese aus der Ferne korrigieren. Die Möglichkeit der remote control, also der Fernüberwachung und -steuerung, ist aber nicht der Weisheit letzter Schluss. Ein Fachmann brachte es jüngst auf den Punkt: Der Zugriff von außen ist nur eine Erste-Hilfe-Maßnahme. Für eine Ursachenerkennung und Fehlerbehebung braucht es Spezialisten vor Ort. Denn erst im Betrieb wird offenkundig, was Daten nicht verraten: Der Grad und die Art der Wäscheverschmutzungen hat sich verändert. Die Chemikalienbehälter sind trotz Füllstandsmessung leergelaufen. Eine Dosierleitung hat ein Leck, eine Knickstelle oder ist sogar verstopft. Vielleicht wurde auch die Viskosität eines Hilfsmittels seit Kalibrierung der Pumpe modifiziert und wirkt sich nun auf die voreingestellte Durchflussmenge aus. Oder möglicherweise funktioniert die Wasserenthärtungsanlage nicht korrekt.

Wäschereifachleute sind unersetzbar

Großwäscherei

Ein sauberes Waschergebnis hängt also nicht nur von einer korrekten Zugabe der Waschsubstanzen ab, sondern basiert auf einem fein aufeinander abgestimmten System vielfältiger Komponenten. Ein Teil dessen sind Dosieranlagen, die für Arbeitserleichterung und Verfahrensgenauigkeit sorgen. Doch wie clever sie auch sein mögen, wie vernetzt sie mit anderen Wäschereimaschinen sind, so können sie die Expertise von Wäschereifachleuten nicht ersetzen. Deren Knowhow und „Blick aufs Ganze“ ist trotz oder gerade wegen einer zunehmenden Technisierung der Branche gefragter denn je.

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