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Weißer als Weiß dank intelligenter Waschmittelsteuerung

29.08.2025

In dem meisten Ländern der Erde muss weiße Hotel- und Krankenhauswäsche strahlend weiß sein. Für diesen Effekt sorgen optische Aufheller. Aber sind sie angesichts vorhandener alternativer Methoden wirklich notwendig? Der Experte Andreas Janning sagt: ja.

Lesedauer: 4 Minuten

Krankenhauswäsche

Weite Teile der Hotellerie und des Gesundheitswesens „steht“ auf weiße Bett-, Tisch- und Frottierwäsche. Die Textilien sind universell einsetzbar und passen quasi zu allen Einrichtungsstilen. Außerdem vermitteln sie das Gefühl von Hygiene, Sauberkeit und Professionalität. Damit dieser Effekt trotz häufiger Aufbereitung der Textilien erhalten bleibt, werden Waschmittel eingesetzt, die optische Aufheller enthalten. Sie erzeugen die von Hotels, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gewünschte optische Weißwirkung. Allerdings führt ein allgemein zunehmendes ökologisches Bewusstsein bei mancher Wäscherei zum Umdenken und einem Verzicht auf Aufheller. Andreas Janning, stellvertretender Geschäftsführer der Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege (Bönnigheim) und gelernter Textilreinigungsmeister weiß mehr darüber.

Welchen Sinn und Zweck erfüllen optische Aufheller in der Textilpflege?

Andreas Janning: Optische Aufheller (auch Fluoreszenzaufheller genannt) sind spezielle Farbstoffe, deren Aufgabe es ist, Textilien weißer, heller und frischer erscheinen zu lassen. Sie sind so aufgebaut, dass sie unsichtbares UV-Licht in sichtbares blauviolettes Licht umwandeln, was den Gelbstich von vielfach gewaschenen Textilien neutralisiert und das Material optisch „weißer“ erscheinen lässt.

Neuware ist bereits mit optischen Aufhellern gefärbt und bringt oft noch einen oberflächlich anhaftenden Überschuss davon mit. Ist der Weißgrad der Neuware nicht für das gewünschte Weißergebnis ausreichend?

Andreas Janning: Gerade den in Profi-Textilien verarbeiteten Chemiefasern wird bereits in der Spinnmasse optischer Aufheller zugesetzt. Diese permanente Einlagerung sorgt dafür, dass die Fasern dauerhaft einen hohen Weißgrad aufweisen – und nicht erst durch Waschprozesse verbessert werden müssen. Dennoch verblasst dieser Effekt mit der Zeit, sodass eine nachträgliche Auffrischung durch Waschmittelzusätze sinnvoll bleibt. Auch die Baumwolle wird „weiß“ gefärbt, weshalb auch der Weißgrad von Mischgeweben zunächst ausreichend ist. Doch Textilien vergilben im Laufe der Zeit durch mechanische Beanspruchung, Hitzeeinflüsse, Reinigungschemikalien und insbesondere durch Alterung der Fasern. Optische Aufheller wirken diesem Effekt entgegen, indem sie den Weißgrad optisch „auffrischen“.

Waschpulver

Kann die Weißwirkung nicht auf anderem Weg als durch den Zusatz von optischen Aufhellern in der Wäscherei erreicht werden?

Andreas Janning: Es gibt einige alternative Verfahren, um den Weißgrad zu erhalten oder zu verbessern. Dazu gehört etwa der Zusatz von Bleichmittel (z. B. auf Sauerstoffbasis) in der Hauptwäsche, spezielle Waschverfahren (z. B. enzymatische Reinigung) oder das bis ins 20. Jahrhundert praktizierte Bläuen der Wäsche. Dabei wird eine Farbkorrektur durch bläuliche Waschhilfsmittel („Blaupapier“, „Blueing“) oder die Zugabe von Blaufarbstoffe vorgenommen. Solche Methoden erreichen allerdings nicht die optische Brillanz und gleichmäßige Wirkung wie optische Aufheller, die ich insbesondere bei wiederholt gewaschenen Textilien als schonende und effektive Ergänzung im gewerblichen Bereich betrachte. Hinzu kommt, dass chemisches Bleichen ein aggressiver Prozess ist, der die Fasern stärker angreift und dadurch zu einem schnelleren Verschleiß der Textilien führen kann.

Blau, rot, grün – es gibt Aufheller mit unterschiedlicher „Farbigkeit“. Haben Länder verschiedene Prioritäten bei der „Tönung“ der Aufheller?

Andreas Janning: Ja, es gibt tatsächlich regionale Präferenzen hinsichtlich der optischen Wirkung. In Europa und Nordamerika ist ein neutral bis bläulicher Weißton bevorzugt. Diese Nuance vermittelt den Eindruck von Frische und Hygiene. In asiatischen Ländern wie China, Südkorea oder Japan wird wiederum ein eher rötlicher oder grünlicher Weißton als „reiner“ oder „luxuriöser“ empfunden. In manchen Regionen Afrikas und des Nahen Ostens spielt die Farbigkeit des Weißtons hingegen eine geringere Rolle; dort zählt die generelle Leuchtkraft der Ware. Aufgrund der international unterschiedlichen Präferenzen und ästhetischen Anforderungen bietet die Waschmittelindustrie daher regionalspezifisch formulierte Produkte an.

Laundry in water

Welche Mengen an optischen Aufhellern kommen in der Industriewäsche überhaupt zum Einsatz?

Andreas Janning: Die Einsatzmengen optischer Aufheller in der gewerblichen Wäscherei sind sehr gering, typischerweise liegen sie im Bereich von 0,01–0,05 % bezogen auf das Textilgewicht. Trotz der geringen Mengen ist die Wirkung durch die starke Fluoreszenzwirkung sehr deutlich. Damit entsprechen sie den Anforderungen von Textilservice-Kunden, bei denen textile Qualität und optischer Eindruck entscheidend sind: Hotels, Krankenhäuser, Seniorenheime oder Airlines bewerten die textile Qualität auch optisch – und ein strahlend weißes Bettlaken oder Handtuch vermittelt stets einen positiven Eindruck von Sauberkeit, Hygiene und Pflege.

 

Andreas Janning

Andreas Janning

Stellvertretender Geschäftsführer, Gütegemeinschaft sachgemäße Wäschepflege Textilreinigungsmeister

Sabine Anton-Katzenbach

Sabine Anton-Katzenbach

Diplom-Textilingenieurin und freie Journalistin

Sabine Anton-Katzenbach begleitet die Textilpflege-Branche seit drei Jahrzehnten und berichtet über deren unterschiedliche Facetten.

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